Meister kommt mit blütenweißer Weste - SGS Sonntag mit Mut gegen Wolfsburg
Die 1.307 Zuschauerinnen und Zuschauer, die am vergangenen Freitag Zeuge des furiosen 4:0-Erfolges der SGS gegen den 1. FC Köln waren, sind voll auf ihre Kosten gekommen. Das Team von Trainer Markus Högner nahm den Aufschwung aus dem Herbst, der am 11. Dezember mit dem 6:0-Derbysieg beim MSV Duisburg seinen Höhepunkt erfuhr, mit in das neue Jahr und ließ auch den Gästen aus der Domstadt nicht den Hauch einer Chance. Zu spielfreudig und kämpferisch war das Team, zu groß das Selbstvertrauen in die eigene Stärke, zu intensiv das motivierende Wechselspiel zwischen Spielerinnen und Fans. In der Formtabelle von Soccerdonna, die immer die letzten fünf Spiele bewertet, mischt die SGS bei den „Großen“ der Liga mit. Und jetzt kommt am Sonntag mit Serienmeister VfL Wolfsburg nicht nur der aktuelle Champion der FLYERALARM Frauen-Bundesliga, sondern auch das Team mit der weißesten aller Westen, die man sich vorstellen kann. Auf dem Konto der Wölfinnen stehen 33 Punkte nach 11 Spieltagen. Eine unlösbare Mammutaufgabe für die Malocherinnen. Oder möglicherweise doch nicht?
David gegen Goliath
Wenn wir rein nach den sportlichen Erfolgen und der aktuellen Form des VfL Wolfsburg gehen, kann die SGS am Sonntag sich auch zum Kaffee bei der Oma treffen, kann die Stadt die Kosten für Energie und Personal sparen und können die Fans die 25. Wiederholung der Schwarzwaldklinik auf dem Sofa genießen. Das bestätigt auch Trainer Markus Högner: „Normalerweise haben wir gegen Wolfsburg keine Chance.“ Aber was ist im Fußball schon normal? Das gilt für Männer wie Frauen gleichermaßen. Gut, in der oberen Tabellenhälfte läuft alles relativ erwartbar. Aber wer bitteschön hätte vor der Saison ernsthaft nach Ende der Hinrunde Turbine Potsdam mit nur einem Punkt am Tabellenende der Liga vermutet? Und wer hätte geglaubt, dass der einzige reine Frauenfußballverein in der höchsten deutschen Spielklasse neben Turbine Potsdam so einen Auftritt wie zurzeit hinlegt? Und genau das ist es, was Markus Högner für das Spiel gegen den Klassenprimus Mut macht (nicht zu verwechseln mit Größenwahn). „Wir kennen ja alle die Geschichte von David und Goliath. Auch da wurde dem deutlichen Kleineren keine Chance gegen den deutlich Größeren eingeräumt. Das Ergebnis ist ja bekannt“, so der Coach.
SGS jetzt deutlich stabiler
Hoffnung macht ihm auch der Auftritt zu Beginn der Saison in der Autostadt: „Auch da haben wir schon einen ordentlichen Auftritt hingelegt. In einigen Szenen ist es uns damals wirklich gut gelungen den Gegner zu stressen. Wir haben sie mitunter sehr mutig zugestellt.“ Als Topmannschaft hatte Wolfsburg aber natürlich die Klasse, darauf zu reagieren. „Die nutzten dann eine Unordnung bei uns aus, schalteten blitzschnell um und kamen gefährlich vor unser Tor.“ Am Ende kassierte die SGS drei der vier Gegentore durch eigenes Verschulden.
Und genau an der Stelle sieht Markus Högner seine Mädels zum Rückrundenstart deutlich verbessert: „Wir haben seit Anfang November in Meisterschaft und Pokal nur drei Gegentore kassiert; zwei davon beim 0:2 in München. Duisburg und Köln hatten kaum Gelegenheit zum Torschuss, weil wir nun deutlich kompakter stehen und agieren.“
Mit Mut agieren
Natürlich ist der Coach nicht so vermessen und vergleicht Duisburg und Köln mit Wolfsburg. Er weiß schon, wer da am Sonntag auf ihn und sein Team zukommt. Welche Mammutaufgabe wartet. Trotzdem startet die Partie wie immer bei 0:0. Und je länger die Null hinten steht, umso größer sind die Chancen auf ein eigenes Tor. Das Selbstbewusstsein dazu haben seine Mädels mittlerweile, wie er selbst sagt: „Das Vertrauen in die eigene Stärke kann Sonntag ein wichtiger Schlüssel für uns sein.“ Verstecken oder die Punkte schon im Vorfeld abschreiben, ist keine Option. Högner setzt dabei auch auf den Faktor Zuschauer und Fans. „Was hier aktuell abgeht, ist ja der reine Wahnsinn. Der Funke sprüht sofort über. Die ganze Tribüne honoriert die Leistung der Mädels sofort und motiviert sie damit noch ein wenig mehr.“
Schon nach dem Hinspiel war unser Coach hoffnungsvoll beim Blick in die Zukunft: „Ich bin überzeugt, dass wir in den nächsten Spielen unsere Punkte holen werden, wenn wir dranbleiben und weiter fokussiert auftreten, unseren Stil verfestigen und verfeinern.“ Der aktuelle Platz 6 gibt ihm recht. Dennoch bleibt Markus Högner Realist: „Wir genießen jetzt diese Momentaufnahme, müssen aber weiter sehr fokussiert sein und viel für den Erfolg arbeiten.“
Anstoß am Sonntag ist um 13 Uhr im Stadion an der Hafenstraße.
© SGS-Bericht
Last update: 09.02.2023 10:47
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